Bei diesem Brevet spielen die drei längsten Flüsse Baden-Württembergs eine besondere Rolle: der Rhein mit seinen 467 km der gesamt 1.320 km auf deutschem Gebiet, der fast vollständig im „Ländle“ fließende Neckar mit seinen 362 km und natürlich die Donau mit ihren 251 km von gesamt 2.857 km.
Die andere Hauptrolle spielt das „Schwäbische Meer“. Einst die poetische Bezeichnung für den Bodensee, die heute eher scherzhaft verwendet wird, der mit Abstand größten See Deutschlands.
Wir starten unsere Tour in Tübingen am Neckar, gleichzeitig auch der auf den Schwerpunkt bezogenen Mittelpunkt Baden-Württembergs. Nach dem Einrollen über das Steinlachtal und Pfullingen erklimmen wir auf der bereits von der „1st Edition“ bekannten ehemaligen Zahnradbahnstrecke über 2 km mit 9% vis-a-vis vom Schloss Lichtenstein die Schwäbische Alb. Dann folgt eine längere Rollerstrecke, vorbei an der Lauterquelle und dem Mittelpunkt des Landkreises Reutlingen zur ersten Kontrollstelle in Gomadingen.

Das große Lautertal ist eines der schönsten Täler für Radfahrer, oft fahren wir direkt an der mäandernden Lauter entlang. Das berühmte Landesgestüt Marbach, die typischen Wacholder-heiden, schroffe Kalkstein-Felsen und mehrere Burgruinen säumen unsere Strecke, bevor wir das Tal auf einem Wirtschaftsweg mit moderater Steigung verlassen.
Bald gelangen wir nach Rechtenstein, die erste und einer der schönsten von insgesamt 9 (!) Donau-Überquerungen unseres Brevets. Dort sollte man auf jeden Fall einen kurzen Fotostopp einlegen, denn hinter uns thronen die Kirche, der Burgturm und die Geisterhöhle hoch über der Donau.

Nach anfangs moderaten Steigungsprozenten kommen auch steilere Rampen auf unserem Weg hinauf zum Bussen, dem „Heiligen Berg Oberschwabens„. Der kurze, sehr steile Schlussanstieg zur Wallfahrtskirche ist nicht Teil des Brevets. Wir wollen aber niemanden davon abhalten, dort oben den Blick von der Zugspitze bis zu den Schweizer Bergen zu genießen.

Wir fahren wieder hinunter zur Donau nach Riedlingen, wo es auch Gelegenheit gibt, den Proviant aufzufüllen. An der Donau entlang und hinauf zur frühgeschichtlichen Höhensiedlung Heuneburg und zum monumentalen, 16 m x 10 m großen Torhaus aus dem 6. Jh. v. Chr. sind es von der Straße ausnur wenige Meter.
Nach einigen Wellen auf kleinen Nebensträßchen gelangen wir wieder auf den Donauradweg nach Sigmaringen, wo wir den schönsten Aussichtspunkt auf das Hohenzollernschloss ansteuern.

Wir folgen dem Donauradweg durch das ehemalige Kloster Inzigkofen und danach weiter auf der Straße dem imposantesten Teil des Donautals mit vielen hohen Felsen auf beiden Seiten, unter denen man teils in kurzen Tunnels hindurch fährt, vorbei am Schloss Werenwag bis zum Kloster Beuron.

Es folgt wieder ein moderater Anstieg und großteils auf Rad- und Wirtschaftswegen fahren wir hinauf zum Tuttlinger Hausberg Witthoh, mit 862 m der höchste Punkt des Brevets mit Ausblick über Hegau und Bodensee auf die Schweizer Alpen (wenn das Wetter mitspielt), kurz nach dem Gipfel befindet sich der höchste Punkt des Eurovelo 6.

Nach flacher Weiterfahrt auf dem Donauradweg und durchs Aitrachtal haben wir in Blumberg dann schon über 200 km geschafft. Nach einer rasanten Abfahrt vorbei an der Sauschwänzlebahn und einem Anstieg überqueren wir erstmals die Grenze zur Schweiz, wo uns nach ein paar Kilometern unser mit 150 Hm einziger etwas längerer Anstieg in der Schweiz hinauf auf den Hallauer Berg erwartet, bevor wir nach aussichtsreicher Fahrt auf dem Kamm durch die Weinberge hinab sausen.

Wir fahren an der Bahnlinie entlang flach nach Neuhausen, wo der Rhein mit einem Fortissimo in Erscheinung tritt, das auch zu hören ist. Am Rheinfall stürzen auf einer Breite von 150 m im Sommer durchschnittlich 600 Kubikmeter pro Sekunde 23 m in die Tiefe. Direkt vor uns ist das Schlösschen Wörth, über dem Rheinfall auf der gegenüberliegenden Seite das Schloss Lauffen.

Auf der kurzen und knackigen Rampe fahren wir auch direkt seitlich am Rheinfall vorbei, bevor wir dann am Rhein entlang durch Schaffhausen fahren (dem der Rheinfall fälschlicherweise oft zugerechnet wird). Wir überqueren mehrfach die Landesgrenze, die dort etwas unübersichtlich verläuft, und kommen dabei auch direkt am Startort von Audax Suisse vorbei.
Bei Radolfzell gelangen wir an den Untersee des Bodensees und nach Konstanz, bei schönem Wetter ist dort auf den Radwegen selbst um Mitternacht noch einiges los.

Nach 300 km können wir uns an der 24h-Tankstelle stärken, danach überqueren wir den Seerhein, wo die Kilometrierung des Rhein beginnt. Wir fahren wieder in die Schweiz und auf der Südseite am Bodensee entlang, ein paar Kilometer hinter Kreuzlingen wird es auf dem Bodenseeradweg dann deutlich ruhiger.
Wir fahren durch Romanshorn und Arbon und dann auf der Hauptstraße weiter durch Rohrschach, bis wir nach Rheineck die Schweiz verlassen und über den Alten Rhein nach Österreich hinein fahren. Wir überqueren den Alpenrhein kurz vor seiner Mündung in den Bodensee, durchqueren Bregenz und fahren dann auf dem Radweg direkt am Seeufer entlang, bevor wir nach knapp 20 km Österreich schon wieder verlassen.
Wir fahren in Lindau auf die Insel zur wohl schönsten Hafeneinfahrt des Bodensees und mit etwas Glück haben wir dort einen imposanten Anblick, wenn Bayerischer Löwe und Leuchtturm beleuchtet sind.

Nach über 380 km gibt es dann an der 24h-Tankstelle bei Kressbronn die nächste Verpflegungsmöglichkeit. Es geht dann mit wenig Höhenmetern am Bodensee entlang weiter über Friedrichshafen, Immenstaad, Meersburg (durch die Unterstadt mit sehenswerten Häusern und Stadttor), Überlingen bis nach Ludwigshafen, wo wir dann den Bodensee verlassen.

Die Schnellsten werden noch einen großen Teil der 160 km am Bodensee entlang bei Tageslicht fahren können, bei den Langsamen wird es irgendwann am Bodensee wieder hell.
Durch den Golfplatz Langenstein wird es wieder deutlich hügeliger und in Aach kann man mit dem Aachtopf die wasserreichste Quelle Deutschlands anschauen, ein großer Teil davon ist versickertes Donauwasser.
Auch an der nächsten Kontrollstelle, der Autobahnraststätte Hegau West (die wir natürlich von der Rückseite aus ansteuern…), gibt es rund um die Uhr Verpflegung und alle, bei denen es dort nach über 460 km schon wieder hell ist können dabei auch die schöne Aussicht genießen.

Direkt danach folgt der mit 280 Hm längste Anstieg des Brevets hinauf zum 800 m hohen Hegaublick. Danach geht es direkt wieder hinunter ins Donautal und weiter flussaufwärts, bis wir zum Donauursprung bei Donaueschingen gelangen, wo sich die beiden Quellflüsse Brigach und Breg zur Donau vereinigen. Wer in der Stadt die Donaubachquelle besichtigen will muss einige Treppenstufen hinabsteigen.

Über die Römerstraße gelangen wir zum Beginn des Neckars, dem Schwenninger Moos und der Neckarquelle in Schwenningen, wo sich auch die letzte 24h-Tankstelle unseres Brevets befindet.
Wir folgen dem oberen Neckartal bis nach Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, und blicken hinauf zum Aufzugtestturm, auf dem sich die mit 232 m höchste Aussichtsplattform Deutschlands befindet.
Wir verlassen das Neckartal und können von einem schönen Anstieg hinauf auf den kleinen Heuberg noch einmal auf den Schwarzwald schauen, bevor dann oben die Schwäbische Alb mit dem Plettenberg und etwas weiter weg der Burg Hohenzollern ins Blickfeld kommt.

Über Gruol gelangen wir zum schon von der „1st Edition“ bekannte Eyachtal mit dem Felsenstädtchen Haigerloch. Am Ende ist links die 127 m hohe Autobahnbrücke über das Neckartal zu sehen, nach Tübingen geht es aber nach rechts am Neckar abwärts entlang mit Blick auf die Weitenburg, durch Rottenburg und wenn dann die Wurmlinger Kapelle zu sehen ist sind wir schon fast am Ziel, das wir nach etwa 605 km und knapp 5.000 Hm erreicht haben.
